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Corona Daily - Kontaktbeschränkung - Tag 7

Ich war heute mit dem Fahrrad unterwegs: Tour über Köpenick, Müggelheim, Gosen, Rast am Seddiner See und den Schifffahrtkanal hoch nach Schmöckwitz, Grünau und über Schweineöde zurück nach Neukölln, ca. 50km. Es war vor allem am Wasser die Hölle los, viele Radfahrer, aber noch mehr Auto-Ausflügler.

Die Leute sind in der Regel höflich, bis auf ein paar Testosteron-Radfahrer im Belehrungsmodus, die betont nahe an mir vorbeiziehen, weil mich ihr Klingeln nicht interessiert hat bzw. ich keine Lust hatte, in den Kanal zu fahren, damit andere nicht bremsen müssen.

Am Kanal zum Seddiner See gibt es eine Fußgänger- und Fahrradbrücke. Auf einem Betonpfeiler saß ein Junge mit einer Mundharmonika, ganz wie beim Film Beim Sterben ist jeder der Erste von John Boorman. Spooky, ich war froh, nicht mit dem Kajak unterwegs zu sein.


Vergangenen Samstag, noch keine Kontakteinschränkung, man kann sich kaum erinnern, wie das war, war ich noch in Königs-Wusterhausen unterwegs und bin um den Krüpelsee gewandert. Auf dem gesamten Wanderweg bekomme ich den See kaum zu sehen. Vorwiegend laufe ich durch Ortschaften, vor denen ich in meiner Jugend geflüchtet bin. Dort treffe ich auf zwei Herren, die ebenfalls zu Fuß unterwegs sind.

Wir sind bald bei Verschwörungstheorien, Weltjudentum (alle Finanzinstitute werden von Juden geleitet, die Regierungen Europas fahren Wirtschaft absichtlich gegen die Wand, aber warum? Um von irgendetwas abzulenken, selbstverständlich! Lasst uns also davon reden, von was derzeit wirklich abgelenkt wird:

  • von der Flüchtlingskrise in Griechenland, dem Elend in den "Auffanglagern" und dem Verstoß gg. elementare Menschenrechte, sowie
  • die steigende Zahl von Menschen, die während der Flucht sterben inklusive der Weigerung der restlichen EU-Staaten, irgendwie aktiv zu werden,
  • dem grassierenden Rassismus in der BRD und Resteuropa, der mit wachsendem Anteil völlig empathieloser Menschen einhergeht.
Was gibt es Neues? America ist endlich first! Dagobert Trump wird's aber trotzdem nicht freuen: mit aktuell 100.000 Corona-Infizierten ist die USA nun weltweit Spitzenreiter.

So, Zeit für meine Listen!

Dinge, die ich immer noch nicht erledigt habe, obwohl jetzt viel Zeit dafür wäre:
  • Bilder malen
  • Türrahmen streichen
  • Bad putzen
  • den Mantel, den ich vor 4 Jahren angefangen habe zu nähen, fertig zu machen,
  • Ex-Frau vergessen
  • Sex haben
  • Kondome kaufen
  • Arschloch wg. Steuerbetrug anzeigen, einfach weil ich's kann und er's verdient hätte,
  • Mail an BVG, wie zielführend 10 Minuten-Intervalle Bus und Bahn in Zeiten gesteigerter Infektionsgefahr sein kann
  • Klopapier kaufen
  • Sterben.
In Bearbeitung:
  • neue Musik machen (Teil 1: Gitarre ausgepackt)
  • Arbeiten gehen
  • Blog schreiben 
  • in Selbstmitleid suhlen
Dinge, die ich erledigt habe:
  • Wohnung ummelden
  • Pesto selber machen
  • Hafermilch selber machen
  • Wein kaufen 
  • Wein trinken
  • Auf der Parkbank sitzen 
  • Fahrradtour machen
Wiedervorlage:
  • Bad putzen 
  • Wein kaufen 
  • Wein trinken
  •  Fahrradtour

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Corona Daily - Kontaktbeschränkung - Tag 8

Tarnmodus mal aus: Natürlich kann ich hier auch einfach schreiben, was in der Welt so passiert oder schief läuft. Aber eigentlich habe ich den Blues. Alleine sein ist scheiße. Sicher, habe Telefonkontakte und darf aufgrund Arbeitstätigkeit mit Kolleg*innen kommunizieren - in sicherem Abstand. Aber es fehlt der körperlich aktive Ansprechpartner, es fehlt die Berührung, es fehlt an allem. An trüben Tagen wie heute schlägt es wieder zu, dieses Gefühl, diese Frage, ob es lohnt, das Leben. Man möchte natürlich glauben, dass dieser Zustand vorbei geht. Irgendwann. Aber wer weiß? Werden die Maßnahmen fristgerecht gelockert, endet die Kontaktbeschränkung wirklich am nächsten Wochenende? Was ist nach dem 20. April? Kann ich dann wieder in Cafés gehen, in Kneipen, mich mit Freunden treffen? Menschen kennenlernen? Derzeit sieht es eher nicht so aus. Außerdem vermisse ich C. So, jetzt ist es raus. Bin frustriert, deshalb heute keine Liste.

Corona Daily - Kontaktbeschränkung - Tag 4

Ich wusste ja, dass an alten Formen des Herrschertums nichts Würdiges klebt: Corona ist lat. für Krone. Dies nur nebenbei. Und schon sind wir mittendrin im Unwürdigen: Nicht einschlägig vorgebildete Unken sagen, dass einschlägig vorgebildete Unken (wie z.B. der ehemalige Arzt Wodarg) den Hype um den Corona-Virus übertrieben finden. Das mag sein, kann ich nicht einschätzen. Ni ich vom Fach? Nein. Aber die meisten, die sich fernab des Mainstreams äußern, sind es auch nicht. Mir geht es hier allerdings um eine reine Wortklauberei, was den Gebrauch des Wortes Mainstream betrifft. In der Definition des gängigen Mainstream-Kritikers ist der Mainstream stets böse, und die, die sich dagegen stellen, sind es nicht. Obwohl diese aber sehr wohl die Absicht zu haben scheinen, zum Mainstream zu werden. Ich finde das paradox. Mainstream ist m. E. ein anderes Wort dafür, dass sich die meisten Menschen - in diesem Falle Forscher - auf eine Sache insgesamt, nicht aber im Detail, geeinigt haben. Die