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In der Misogynie-Suppe: #MeToo und NoMeansNo!

Ich selbst nutze Twitter nicht, daher beziehe ich mich hier auf die mediale Aufbereitung: Ich halte die #MeToo - Kampagne für richtig und wichtig! Bildet sie doch die Normalität des Verhältnisses zwischen Männern und Frauen ab. Die sexuelle Nötigung bzw. Gewalt, die von Männern ausgeht, findet ihren Ursprung gerade in der gewaltsamen Differenzierung des Weiblichen vom Männlichen, also in das vermeintlich sich unterwerfende Geschlecht und das dominierende Geschlecht.

In solchen Verhältnissen gilt: Frauen haben sich zu fügen, müssen sparsam mit Kritik umgehen und sollen unsichtbar sein, wenn es sich ergibt. So in etwa könnte ich das aus meinen Beobachtungen heraus formulieren. Hier ein paar Beispiele:

1. Kürzlich drängte sich ein junger Mann in einer belebten öffentlichen Szene an der Wand an mir vorbei, ohne mich zu berühren. Einen Meter weiter rempelte er ziemlich absichtlich eine Frau an.

2. Am U-Bahnbahnsteig stand eine junge Frau mit Kopftuch, die in ihr Smartphone vertieft war. Ein junger Mann ging nahe an ihr vorbei und täuschte mit seinem Ellbogen einen Schlag in ihr Gesicht an. Hier ist nicht klar, ob es sich um Rassismus oder um Frauenfeindlichkeit handelte, wahrscheinlich beides. Darauf mit deutlichen Worten angesprochen, verzog sich der junge Mann recht schnell.

3. Meine Freundin C. sei mit dem Fahrrad unterwegs gewesen, als ihr ein KFZ die Vorfahrt genommen habe. Sie habe daraufhin sehr deutlich ihr Missfallen geäußert, woraufhin der Fahrer sich genötigt gefühlt haben muss, meiner Freundin rasant den Weg erneut abzuschneiden und sie, mit Unterstützung des Beifahrers, zu bedrohen. Es habe ich dabei um zwei Karohemd tragende, dünnarmige Brillenträger mit Pickeln gehandelt.

Allen diesen Männern gemeinsam scheint der Frust über ihre erbärmliche Existenz, die sie nach dem nächst schwächeren Wesen Ausschau halten lassen, über das sie endlich Macht ausüben können. Das ist selbstverständlich traurig und noch viel mehr bedrückend. Dieses auf Abwertung und Machtphantasien basierende Verhältnis von Männern gegenüber dem weiblichen Geschlecht macht auch nicht Halt vor sexuellen Übergriffen.

Der Fall Harvey Weinstein hat einen männlichen Autoren der Wochenzeitung "Die Zeit" dazu verleitet, folgendes Gedankenexperiment zu verschriftlichen: In Verbindung der #MeToo - mit der "Nein heißt Nein" - Kampagne sollten vor der sexuellen Vereinigung schriftliche Verträge zwischen den Geschlechtspartnern abgeschlossen werden. Der Autor argumentierte durchaus schlüssig und man(n) ist zuerst geneigt, ihm zuzustimmen: Wir können nicht warten, bis sich die Männer ändern! Es bleibt jedoch eine blöde Idee:

Denn spätestens die dritte Gedankenrunde, die sich mit dem allgemeinen Vertragsrecht beschäftigt, bringt folgendes zu Tage: Was ist, wenn einer der Vertragspartner (z.B. die Frau), aus in der Natur der Sache liegenden Gründen (z.B. abgetörnt durch ranzige Gerüche oder Sprüche des Mannes) von ihrem Widerspruchsrecht Gebrauch macht? Der Inhaber des Vertrages könnte gewaltsam auf die Einhaltung des Vertrages pochen, die Frau mit ihrem schriftlichen Einverständnis vor Gericht jedoch schlechte Karten haben. In diesem Gedankenspiel ist noch nicht einmal die eventuelle Nötigung der Frau zum Vertragsabschluss berücksichtigt.

Ich persönlich erwarte von Frauen, dass sie mir explizit zu verstehen geben, wenn sie keinen Geschlechtsverkehr oder Zärtlichkeitsaustausch, ja noch nicht einmal ein Gespräch mit mir haben wollen. Ehrlich gesagt merke ich schon beim ersten Flirt, wo sich die Augen der Angeflirteten hin bewegen. Sollte ich tatsächlich alle Signale falsch verstanden haben, stimme ich einem beherzten Tritt in die Gonaden grundsätzlich zu - nicht jedoch beim Gespräch!. Das Problem hierbei ist, dass viele Männer ein Problem mit Abweisungen durch als minderwertig angesehene Geschöpfe wie die Frau haben und dann erst richtig widerlich werden.

Das zu ändern, ist eine große gesellschaftliche Aufgabe, die durch das Wirken konservativer und rechter Parteien mit ihrer Anti-Gender-Mainstreaming-Propaganda nicht einfacher wird. Beherzt in eine Situation eingreifen, mit anderen Menschen darüber sprechen und andere Verhaltensmuster vorleben, ist der Grundstein gesellschaftlichen Wirkens und hilft auch, zumindest ein wenig. Wegschauen hilft nicht.

Was ich allerdings nicht akzeptieren möchte, ist eine Atmosphäre, in der jeder, auch der plumpe, Annäherungsversuch an das andere Geschlecht als eine sexuelle Nötigung verstanden wird. Der Annäherungsversuch ist und bleibt eine notwendige Belästigung, die jedoch gesellschaftlich vereinbarten Grundsätzen folgen muss. Zumal eine von außen betrachtete, offensichtliche Belästigung bei seltener, gegenseitiger Sympathie nicht als solche empfunden wird. Dann reden wir nämlich vom wohligen Gefühl des gegenseitigen Erkennens und vom Ende des Alleinseins. Sollte die durch den Flirt angezeigte Sympathie nicht geteilt werden, muss allerdings ein einfaches Augenrollen reichen!

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